Im Verlauf des ersten Halbjahres von 2021 fragte ich mich – und insbesondere Gott – immer mal wieder, ob und wie es jetzt eigentlich mit der Aktion weitergehen sollte. Ich war mir nicht sicher, ob es die Aktion nur für dieses erste Corona-Weihnachten geben sollte oder ob das erst der Anfang war.
Da ich nicht aus bloßem Aktionismus heraus die Aktion wiederholten wollte, habe ich zu Gott gesagt, dass es wenigstens eine Person bis Ende September braucht, die nachfragt, ob es die Aktion wieder geben wird. Das würde ich als Bestätigung verstehen, dass Gott möchte, dass die Aktion weitergeht. Im August merkte ich, dass ich ein bisschen aufgeregt wurde, ob sich denn rechtzeitig jemand melden würde. Und im September wurde aus dem Hoffen ein Bangen und ich merkte, wie gerne ich doch weitermachen würde.
Und dann kam die erlösende Email am 24.9.2021 von Frank Hussmann aus unserer Gemeinde, mit folgendem Text:
“Eine Frage habe ich, da wir auch mit dem Netzwerk „Christen an der Bergstraße“ in die Planungen einsteigen: Habt ihr etwas vor in der Vorweihnachtszeit!? Nach dem tollen Erfolg Eurer Aktion im letzten Jahr würde mich das nicht wundern…
Was war ich froh und dankbar – die Aktion würde weitergehen, Gott war damit noch nicht fertig!
Dieses Jahr sollte es eine richtige Homepage zu der Aktion geben und die Vorbereitungen insgesamt früher starten (immerhin kam mir die Idee der Aktion im ersten Jahr erst im November). Und wie Frank in seiner Email schon andeutete, wollten sich dieses Jahr die Christen an der Bergstrasse mit den dazugehörigen 7 Gemeinden an der Aktion beteiligen.
Geplant war auch noch ein an die Aktion anknüpfendes Lichterfest in der Bensheimer Innenstadt am 23.12., um sich mit den Kerzen der Aktion am Marktplatz zu versammeln und gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. Dabei hätten wir noch weiteren Personen in der Stadt das Licht und den Brief schenken können. Leider konnte dieser Teil aufgrund von Corona nicht stattfinden. Stattdessen wurde über die Christen an der Bergstrasse sehr spontan und engagiert ein gemeinsames Online-Singen initiiert und umgesetzt.
Die Aktion wurde auch in diesem Jahr von zahlreichen Freikirchen und Verbänden durch deren Medienarbeit unterstützt. Darunter ist die Deutsche Evangelische Allianz, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, der Bund Freier evangelischer Gemeinden, der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden und die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Für uns als Familie war es ja die 2. Runde der Aktion Licht der Welt. Aber für unsere Kinder war sie bereits ein fester Bestandteil der Adventszeit geworden. Sie fieberten geradewegs darauf zu. So besprachen sie, dass unser Sohn (4 Jahre) die leuchtenden Kerzen übergeben dürfe und und unsere Tochter (6 Jahre) die vorbereiteten Tütchen.
Die Tüten enthielten den Brief, selbstgebackene Plätzchen, ein Mini-Weihnachts-Memory für die Kinder und ein Gedicht von unserer Tochter.
Da wir alle vier unterschiedliche Personen auf dem Herzen hatten, waren es dann sage und schreibe zehn Haustüren, an denen wir klingelten.
Wenn man in der Adventszeit die Tür öffnet und einen bekannte Gesichter im Kerzenschein anlächeln, dann kann anscheinend fast nichts schief gehen.
Zumindest haben wir die beiden Jahre durchweg nur positive Erfahrungen gemacht. Und nicht nur das; zum Teil waren es für uns echte Gottes-Momente. Damit meine ich, dass wie etwas Heiliges oder eben Göttliches in der Luft lag. Das war insbesondere so während ich beim Gespräch an den Türen die Bibelstelle aus Johannes 8,12 zitierte, in der Jesus über sich selbst sagt:
“Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.”
Während ich diese Bibelstelle zitierte, fühlte ich mich wirklich als Bote Gottes. Die Person an der Haustür wirkte, als würde sie ihre Ohren ganz besonders spitzen und mit vollster Aufmerksamkeit zuhören. Interessanter Weise wiederholte sich dieses Phänomen an mehreren Haustüren.
Ganz besonders berührend war der Besuch bei einer Nachbarin, die hinter unserem Haus wohnt und wir uns dadurch nur vom Sehen kannten. Wir wussten, dass sie ihren schwer kranken Mann schon seit Jahren zu Hause pflegte. Diese Nachbarin war bereits schon ganz gerührt als sie uns vier so an ihrem Hoftor stehen sah (unser kleiner Sohn die Kerze mit beiden Händen fest umklammert). Ich sagte ihr, dass wir heute als Boten Gottes unterwegs seien und ihr und ihrem Mann gerne SEIN Licht bringen würden. Es war für uns alle ein sehr ergreifender Moment, weil so offensichtlich war, WIE sehr sie sich über unseren Besuch freute und darüber, dass wir an sie beide gedacht haben. Sie sagte, dass ihr Mann Lichter liebe und sie ihm gleich die leuchtende Kerze bringen und ihm den Brief vorlesen würde. Sie bedankte sich immer und immer wieder und ging dann mit Kerze und Tüte zu ihrem Mann.
Wir fühlten uns beschenkt und gesegnet. Was für eine Erfahrung, wenn man so Licht sein darf!
Und diese Geschichte sollte noch weitergehen…
Eines Tages war ich mit den Kindern in der Apotheke zwecks eines Corona-Tests und plötzlich kam unsere Nachbarin herein, ganz aufgelöst, ob man sie vorlassen könne, ihr Mann wäre mit dem Krankenwagen auf dem Weg ins Krankenhaus uns die bräuchte einen Test, um ins Krankenhaus zu dürfen. Ich lief direkt zu ihr und half ihr, dass sie in der Schlange vorgelassen wurde. Sie bedankte sich bei mir und meinte, dass sie oft daran denken würde, wie wir ihnen das Licht gebracht hätten. Ich schrieb ihr meine Handynummer auf und sagte ihr, dass sie sich jederzeit bei uns melden könne. Seit dieser Erlebnisse sind wir mit unserer Nachbarin auf eine sehr besondere Weise verbunden.
Zusätzlich zu unserer Familien-Aktion war ich noch von meinem Glaubenskreis mit einer befreundeten Pfarrerin verabredet, um weitere 12 Tütchen und zusätzlich eine große leuchtende Kerze in einem Glas bei dem Frauenhaus in unserer Umgebung vorbeizubringen.
Dort hatte ich ein paar Tage zuvor angerufen, von der Aktion berichtet und gefragt, ob wir klingeln dürften und für jede Frau etwas vorbei bringen dürften. Nachdem wir die Erlaubnis dazu hatten, haben wir als Glaubenskreis diese Aktion gemeinsam vorbereitet.
Eine Mutter hatte mir ihren Kindern Plätzchen gebacken, eine andere hat dickere Kerzen besorgt (damit sie auch ohne Kerzenständer stehen und angezündet werden können) und wir hatten verschiedene kleine Aufmerksamkeiten für die Kinder zusammengestellt. Und natürlich wurde der Brief und zusätzlich eine Einladung zu einem Alphakurs in unserer Gemeinde in die Tüten gepackt.
Unsere Tochter hatte ein besonderes Gedicht für die Frauen geschrieben, 12 mal kopiert und in jede Tüte gepackt.
Wir waren schon ein bisschen angespannt, wie wohl die Frau reagieren würde, die uns die Tür vom Frauenhaus aufmachen würde. Ich hielt mich ein bisschen an der schönen großen leuchtenden Kerze fest, die ich in den Händen hielt, bereit sie zu übergeben. Als die Tür aufging blickten uns sehr offene, erstaunte und weiche Augen an. Wir stellten uns ihr vor und sagten ihr, dass wir den christlichen Glauben hätten und dass es uns ein Anliegen sei, ihr und den anderen Frauen und den Kindern das Licht von Jesus Christus zu bringen. Dass wir die eine große Kerze dabei hätten und in den Tüten nochmals für jede Frau eine eigene Kerze wäre. Sie sagte ganz berührt und erfreut, dass sie direkt die Idee gehabt habe, als sie die große Kerze sah, dass sie diese auf ihren gemeinsamen Essenstisch stellen könnten und zu jeder Mahlzeit anzünden könnten. Sie bedankte sich für unsere Warmherzigkeit und dass wir an sie und die anderen Frauen gedacht haben.
Und wir waren ganz beglückt und berührt und sehr froh, dass wir mutig genug waren beim Frauenhaus zu klingeln.